Claudia Angela Ruttnig
Kommunikation Trennlinie

Inmitten von Insolvenzen und den Diskussionen um das sogenannte Wirtshaussterben gibt es sie dann doch noch, die hoffnungsvollen UnternehmerInnen, die einen unerschrockenen Schritt in die ungewisse gastronomische Zukunft wagen.

Eine Neueröffnung mit Herz, Charme und sehr viel Optimismus durfte ich gerade miterleben.

Ort des Geschehens:  Das pittoreske Langenlois im weinverliebten Kamptal.

Initiator des wilden Ritts: Oliver Wolf, ein junger, aufstrebender Unternehmer mit großem Herz für Wein und gute Küche, ein Mann mit spannenden gastronomischen Visionen.

Das Team:  Eine reine Herrenrunde, bestehend aus Mitgliedern der viel umstrittenen Gen Z, wobei der ambitionierte Chef de Cuisine, Helmut Plasounig, mit 26 Jahren schon beinahe den Charme eines Grandseigneurs versprüht, wenn er gekonnt mit seinen Requisiten hantiert. Unter Helmuts Flagge wird noch richtig und echt gekocht, das heißt frisch und a la minute. Das alleine ist schon einen ganzen Beitrag wert, denn wo kommt man heute noch ohne Fertigsaucen und Tiefkühlkost aus?

Was diese Eröffnung neben der Tatsache der wirtschaftlichen Ungewissheit so besonders macht, sind nicht nur die äußerst jungen Akteure und die eben erwähnte Kochlust, verbunden mit höchstem Qualitätsbewusstsein. Es ist viel mehr der Enthusiasmus, der alle an diesem neu erwachten Betrieb vereint und mich ebenso herzerfrischend inspiriert. Das ist mal was Neues. Statt Mieselsucht und Schwarzmalerei, die reinste Freude und Zuversicht.

From Dusk Till Dawn

Die ersten Wochen sind die schlimmsten und werden üblicherweise von Schweiß, Blut und Tränen begleitet. Tränen gibt es hier natürlich keine, denn harte Jungs weinen nicht, wie wir wissen. Der Rest stimmt aber zu 200 Prozent.

Ich habe selbst schon ein paar Neueröffnungen inszeniert und im Lauf der vielen Monde, die bereits vergangen sind seit meinen Anfängen, auch einige miterlebt. Es hat sich nichts geändert. Es ist und bleibt ein Gewaltakt, so ein Lokal aus dem Boden zu stampfen und man braucht Nerven aus Stahl, um das durchzustehen. Denn zwischen der Vision und und der Umsetzung liegt oft ein Schleier, wie zwischen einem Traum und der Wirklichkeit.  Am unberechenbarsten sind sowieso die Gäste und wehe, wenn sie dann nicht kommen. Aber auch wenn sie kommen, ist noch lange nicht der Deckel drauf, denn die Erwartungshaltung ist groß. Das übt gewaltigen Druck aus. Während der Gast also schlussendlich gemütlich an seinem Tisch sitzt und sich auf das Essen freut, können schon mal im Hintergrund dramatische Szenen ablaufen, von denen natürlich nichts nach vorne dringt. Dafür sorgt dann der Service, der genauso gefordert ist wie die Küche und jede/r, die/der an so einem Projekt mitarbeitet. Ich ziehe den Hut vor allen, die sich in die Schlacht einer Neueröffnung stürzen.

Im „Langenloiser Hof“, Kornplatz 2, 3550 Langenlois, ist der Start meisterlich gelungen. Denn in den altehrwürdigen Mauern ist ein starkes Team am Werk, das nicht nur enorm motiviert ist, sondern auch talentiert, kreativ und dabei trotzdem sehr traditionell. Mit dieser Haltung konnten sich die Herren schon in den ersten vier Wochen bestens positionieren.

Hier bekommt man hervorragende Qualität zu moderaten Preisen, frisch gekocht, mit viel Liebe zu Details und echtem Handwerk. Legendär ist zum Beispiel der Kaiserschmarrn mit hausgemachtem Zwetschgenröster. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie Bonifaz Latka, 20 Jahre jung und seines Zeichens Demi Chef de Partie, stundenlang die Zwetschgen von Hand in kleinste Streifen geschnitten hat, bevor er sie weiterverarbeiten konnte. Großartig.

Nebenbei bietet die Weinkarte des Hausherrn an die 300 Weine. Für Wein-Nerds das gelobte Land schlechthin.

Reservieren – hingehen – genießen!