Claudia Angela Ruttnig gibt einer Dame einen freundlichen Handschlag. Im Hintergrund ist ein Gastraum zu sehen.
Kommunikation Trennlinie

Unlängst sitze ich in einem Top Laden, der zum Bersten voll ist. Ich sehe das Servicepersonal hin und her flitzen, dabei aber vollkommen unauffällig, auf den sprichwörtlichen leisen Sohlen, dafür schwer beladen mit vollen Tabletts und dampfenden Tellern. Aus meiner sicheren Ecke beobachte ich das Geschehen und wundere mich wieder einmal, wie die KellnerInnen trotz des Trubels und dem gewaltigen Stress immer noch freundlich lächeln und hier einen echt guten Job machen können.

Die Choreographie des Wahnsinns

Ich erinnere mich an meine eigenen „Feldeinsätze“, die gar nicht mal so lange her sind, denn irgendwie lande ich doch immer wieder auf dem Parkett der Gastronomie, obwohl ich längst hinter den Kulissen tätig bin. Und dann fällt mir wieder auf, dass diese Choreographie des Wahnsinns etwas Schönes in sich birgt. Es ist fast wie Wasserballett, nur nicht ganz so anmutig. Aber genauso schön.

Später, als sich der Andrang etwas legt, sehe ich, wie die Kellnerin dem Kollegen ein paar Worte im Vorbeigehen zuwirft und dieser herzlich lacht. Beide wirken wie Komplizen, die sich einig sind. Und genau diese Einigkeit macht ein gutes Team aus, das selbst bei härtestem Geschäftsgang noch kooperiert. Ja, das gibt es tatsächlich. Habe ich selbst genauso erlebt.

Ich kenne aber auch das Gegenteil. Teams, die bloß ein zusammengeworfener Haufen von unterschiedlichen Menschen sind, die zwar eine Gruppe bilden, jedoch sicher kein Team. KollegInnen, die sich gegenseitig sabotieren und wenn es ganz dicke kommt auch mal an die Gurgel gehen. Zugegeben, das ist der absolute Worst Case und nicht die Norm, aber ja, auch das gibt es.

Wasserballett versus Schlammcatchen

Was macht jetzt also ein echtes Team aus? Wie kommt es, dass die einen Ballett tanzen und die anderen Schlammcatchen? Neben allen bekannten Tugenden von echten Teamplayern ist mir über die Jahre aufgefallen, dass alles besser funktioniert, wenn Leute mit Humor am Werk sind. Dazu muss natürlich auch der Raum für solchen vorhanden sein. Chefs, die selbst nichts komisch finden auf dieser Welt, verbreiten folglich auch eine Stimmung, die man milde ausgedrückt als finster bezeichnen kann. Spaß ist nicht immer erwünscht und manchmal sogar verboten. Streng geführte Häuser mit straffen Hierarchien ähneln oft mehr einem klösterlichen Internat als einem modernen Arbeitsplatz.

Kommunikation – der Stoff, der uns verbindet

Ein weiteres Merkmal guter Teams ist die Kommunikationsbereitschaft aller Mitglieder. Immer wieder stelle ich fest, dass Menschen, die gut miteinander kommunizieren können, meistens auch sehr gut miteinander arbeiten. Stress und Ausnahmesituationen erfordern nicht nur Stressresistenz, sondern auch eine reibungslose Kommunikation, der es nicht an Empathie fehlen darf.

Und da sind wir schon beim nächsten Punkt. Die innere Haltung, die wir unseren KollegInnen gegenüber einnehmen wird sich gerade dann zeigen, wenn wieder mal der nackte Wahnsinn ausbricht. Wie das Beispiel des Restaurants, in dem ich das oben beschriebene Szenario beobachtet habe. In gut besuchten Häusern kann das Mittagsgeschäft schon bedeuten, dass in kürzester Zeit und unter Hochdruck hunderte Getränke und Speisen serviert werden. Wer hier die Nerven verliert, verliert auch schnell seine Fassung.

Helden aus Leidenschaft

Und wer da nicht mit Leidenschaft im Beruf steht (oder besser gesagt rennt), der wird auch wenig Wert darauf legen, sein Team zusammenzuhalten. Denn inmitten des Gemetzels – bekannt auch als Stoßgeschäft – kämpft dann jeder für sich und alle gegen jeden. Wo aber echte Leidenschaft vorhanden ist, begreifen sich die einzelnen Gruppenmitglieder als Teil einer Einheit und je höher der Druck wird, desto mehr hält die Gruppe zusammen. Und dann ist die Gruppe auch ein Team.

Echte Teams sind somit das Herz des Unternehmens und sollten auch dementsprechend pfleglich behandelt werden.

Regelmäßige Team-Meetings, Teambuilding-Aktivitäten, offener Austausch, echte Kommunikation, Humor und Empathie sind nur ein paar der Ingredienzien, die echte Teams auszeichnen und stark machen. Wer also einen richtig guten Laden führen will, der kümmert sich zuerst um sein Team und dann um den Rest. Die Gäste werden spüren, wo echter Teamgeist herrscht und umso lieber zurückkehren.

 Was bitte gibt es Schöneres als Wasserballett plus Lieblingsessen und Lieblingsgetränk, erste Reihe fußfrei?